Dornröschen 2012

Dornröschen liegt da am pennen,
während die Hecke immer dichter wird.
Man sieht hier und da ein paar Mäuse rennen
doch ausser ihnen hat sich lang keiner mehr herverirrt.

Laut Anleitung wird sie nach zehn Jahren wachgeküsst,
doch bislag hat noch niemand sie vermisst.
So gingen schon zwölf Lenze hinaus ins Land
und Flechtengewächse bevölkern hier und da die Wand.

Eines Tages spürt man die Erde stark erzittern.
Wohlmöglich der langersehnte Prinz mit einer Horde Rittern,
die sich verwegen durch das Dickicht schlagen
um Dornröschen auf Händen auf ihr Schloss zu tragen.

Doch als sich die Dornen teilen und man endlich was erkennen kann,
nähert sich kein Prinz und auch kein schicker Schimmel;
ein Bagger mit ner Häckseleinheit hinten dran
bläst Späne in den Himmel.

Während Bäume überall zu Boden krachen,
lässt Mettbrötchen-Atem Dornröschen aus dem Schlaf erwachen.
Ein Arbeiter beugt sich vor und erläutert ihr den Stand der Welt:
Steh auf Prinzesschen, hier wird ein Einkaufszentrum hingestellt.